Beißhemmung bei Welpen trainieren
So geht’s!Die Beißhemmung des Welpen ist eigentlich etwas, das er im Umgang mit seinen Artgenossen lernt. In der Einzelhaltung übernimmt diese Erziehungsaufgabe der Mensch. Doch wie trainiert ihr euren Hund und was könnt ihr in der Übergangszeit zum Schutz vor Übergriffen tun?
Wieso sollten Welpen die Beißhemmung erlernen?
Die Zähne eines Welpen sind rasiermesserscharf und können schon bei geringem Druck sehr schmerzhaft sein. Hunde sollten schon im Welpenalter lernen, wie viel Kraft sie beim Beißen einsetzen dürfen und auf welche Gegenstände oder Körperteile sich die Erlaubnis beschränkt. Wenn ihr also beispielsweise nicht wollt, dass euch der Hund in die Finger beißt, müsst ihr diese Körperstelle so früh es geht tabuisieren. Als Faustregel gilt, dass der Hund den sogenannten soft mouth beherrschen sollte, noch ehe der Zahnwechsel (etwa ab dem vierten Lebensmonat) begonnen hat.
Je länger ihr das Training aufschiebt, desto schwerer lässt sich die mangelnde Beißhemmung korrigieren. Da eure Gäste von den Übergriffen des Hundes ebenfalls betroffen sind, artet das Erziehungsdefizit schnell aus und ist besonders an öffentlichen Orten unangenehm. Außerdem können die Bisse eines übermütigen Hundes die Kleidung schädigen und schmerzhaft sein.
Beißhemmung bei Welpen ist gerade im Umgang mit Kindern wichtig
Die Beißhemmung ist besonders wichtig, wenn Kinder im Hause sind. Kinder erkennen die Vorboten des Hundes (Knurren etc.) nicht oder reagieren nicht angemessen darauf, sie überschreiten körperliche Grenzen und können sich nicht wehren. Außerdem nehmen Hunde kleine Kinder nicht so ernst, weil sie diese nicht als vollwertige Familienmitglieder registrieren.
Deshalb ist es wichtig, sie schon früh für den richtigen Umgang mit dem Hund zu sensibilisieren:
- Nur zarte, ruhige Bewegungen
- Berührungen an Mund, Augen, Ohren und der Rute sind tabu
Anders herum muss der Hund lernen, die Berührungen an den sensiblen Zonen zu tolerieren, falls das Kind die Verhaltensregeln doch einmal vergisst.
Streichelt euren Hund bewusst am Po, an den Lefzen und innerhalb der Ohren, damit er die Berührungen bereits kennt, wenn er zum ersten Mal in Kontakt mit einem Kind gerät. Doch auch wenn der Hund einen entspannten Eindruck macht, solltet ihr bei Begegnungen mit Kindern stets zugegen sein.
Beißhemmung bei Welpen trainieren – so klappt es
Dass Welpen und ältere Hunde beißen, ist normal. Ihre Zähne brauchen sie zum Fressen, zum Spielen und um damit Dinge zu fixieren. Der Hund soll also nicht lernen, dass er nicht mehr beißen darf, er muss seine Kräfte aber angemessen dosieren.
Normalerweise bringt ihm das sein Rudel bei. Seine Artgenossen schreien auf, beißen zurück oder gehen auf Distanz, wenn die Bisse des anderen zu heftig sind. Dieses natürliche Verhalten könnt ihr übernehmen und mit dem Anti-Beiß-Training imitieren:
Weinen: Reagiere auf einen schmerzhaften Biss mit einem gequälten Wimmern oder einem lauten „Au“ und höre schlagartig auf zu spielen. Nach einigen Wiederholungen bringt der Hund seinen Biss, den Spielabbruch und deine Lautäußerungen in einen Zusammenhang. Um weiter mit dir spielen zu können, wird er seine Kräfte folglich reduzieren.
Pausieren: Junge Hunde steigern sich schnell in ein wildes Spiel hinein. Wenn sie ausgelassen toben, sind sie aber kaum noch ansprechbar. Lasst euren Hund einen Augenblick allein, wenn er zu fest beißt und nicht mehr auf eure verbalen Unterbrechungsversuche reagiert. Am besten geht ihr dazu in einen anderen Raum. Der Hund hat nun die Möglichkeit, sich emotional zu neutralisieren. Meistens könnt ihr danach auf ruhigere Art weiterspielen. Falls das noch nicht geht, müsst ihr die Auszeit wiederholen.
Da Hunde die Beißhemmung von ihren Artgenossen lernen, kann der Besuch einer Welpenstunde hilfreich sein.
Beißhemmung Erwachsener Hund – ist es schon zu spät?
Erwachsene Hunde beißen aus ganz bestimmten Gründen:
- zur Konfliktbewältigung
- aus Angst
- zum Schutz
- durch ein zugrundeliegendes Verhaltensproblem
Normalerweise kündigt der Hund den Biss vorher bereits an (Zähnefletschen, Knurren, Luftbiss). Es besteht also ausreichend Möglichkeit, deeskalierend auf die bevorstehende Attacke zu reagieren. Trotzdem ist es wichtig, die Ursache ausfindig zu machen und zielgerichtet gegen das Verhaltensproblem vorzugehen.
Aber Achtung: Das Training mit einem adulten Hund kann sehr zeitintensiv und gefährlich sein. Schließlich entwickelt ein ausgewachsenes Tier eine enorme Biss- und Kieferkraft!
Weil das Anti-Beiß-Training in Abhängigkeit zur Ursache steht, gibt es kein Pauschalrezept.
Die folgenden Verhaltenstipps sind deshalb exemplarisch, für den Umgang mit einem Angstbeißer, zu verstehen:
- Ängstliche Hunde beißen häufig aus einem Mangel an Sozialkompetenz. Ein Schwerpunkt liegt deshalb auf der Sozialisation.
- Angstbeißer brauchen einen sicheren Rückzugsort.
- Streicht alle Handlungen aus eurem Verhaltensrepertoire, die den Hund verängstigen können (Berührungen/Annäherungen von hinten, Bedrängnis, erhobene Arme, laute Geräusche, Blickkontakt, Umarmungen, etc.).
- Führt den Hund souverän und selbstbewusst.
- Die Erziehung muss klar und vorhersehbar sein. Alle Familienmitglieder ziehen an einem Strang.
- Wiederkehrende Abläufe spenden Sicherheit. Entwickelt deshalb eine Tagesroutine und haltet diese ein.
- Bittet einen Tierpsychologen/-trainer um Rat.
- Das Anti-Beiß-Training mit einem ausgewachsenen Hund erfordert Durchhaltevermögen und Konsequenz. Behaltet eure neuen Umgangsformen also unbedingt bei.
Beißhemmung trainieren – das müsst ihr beachten
Verzweifelt nicht, wenn eure Trainingsmethode nicht auf Anhieb funktioniert. Hundetraining ist immer auf eine gewisse Zeitspanne angesetzt. Die Rasse, das Alter und individuelle Faktoren bestimmen schlussendlich darüber, wie lange der Hund für die Umsetzung braucht.
Versucht, um den Erfolg zu beschleunigen, folgende Erziehungsfehler zu umgehen:
Keine Strafe: Strafen (Schimpfen gehört bereits dazu) können Missverständnisse hervorrufen und schädigen das Vertrauen.
Nicht Schubsen: Der Hund könnte das als Aufforderung zum Spiel interpretieren und dann noch schwieriger zu händeln sein.
Die Hände sind tabu: Lenkt die Beißfreude eures Hundes auf Spielzeug und Kauartikel um. Sobald er euch in die Hände beißt, tauscht ihr diese also gegen ein Hundespielzeug ein. So lernt der Hund gleichzeitig, auf welchen Dingen er herumkauen darf.
Das Ignorieren der Beißattacken ist übrigens nicht die richtige Art, mit dem Störverhalten eures Hundes umzugehen. In vielen Bereichen der Hundeerziehung kann das Ignorieren eine wirkungsvolle Technik sein. Hundebisse sind aber gefährlich und richten Schäden an, weshalb ihr dem aktiv entgegentreten müsst.
Die Beißhemmung klappt nicht – das könnt ihr tun
Im Umgang mit einem erwachsenen Hund kann der Maulkorb vorübergehend sinnvoll sein. Zumindest so lange, bis ihr die Ursache für das Verhaltensproblem eures Hundes herausgefunden und erfolgreich daran gearbeitet habt. Das Training kann bei festgefahrenen Verhaltensauffälligkeiten viel Zeit in Anspruch nehmen. Es ist wichtig, dass ihr diese Phase überbrückt, ohne dass ihr euch in Gefahr begebt. Der Hund wird außerdem spüren, dass ihr entkrampfter seid, wenn er mit einem Maulkorb gesichert ist. Da der Hund die Gemütslage seines Halters übernimmt, kann er ebenfalls entspannen. Das wiederum wirkt sich positiv auf die Gesamtlage, die Ansprechbarkeit und seine körperliche Verfassung aus.
Neigt euer Hund zum Beißen? Oder habt ihr ihm eine gute Beißhemmung antrainiert? Berichtet uns von euren Erfahrungen in den Kommentaren!
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