10.12.2022

Blindenhund

Alles über Geschichte, Ausbildung und Aufgaben

Ein Blindenhund ist ein speziell ausgebildeter Hund, der seinen sehbehinderten Halter sicher durch den Alltag führen soll. Um diese Fähigkeiten zu entwickeln, durchläuft er ein hochprofessionelles Ausbildungsprogramm.

Die Geschichte der Blindenhunde

Ein historischer Überblick zur Nutzung des Blindenführhunde in den vergangenen 2500 Jahren:

Bildliche Erzeugnisse lassen vermuten, dass es Blindenführhunde sowohl in der Antike als auch im Mittelalter gab. Es ist aber davon auszugehen, dass das damalige Verständnis von einem Blindenführhund noch ganz anders war.

In Westeuropa wurden Assistenzhunde für Blinde etwa im 13. Jahrhundert und in den asiatischen Ländern zu Zeiten der Ming-Dynastie genutzt.

Das Konzept, dass Blindenführhunde von Sehenden trainiert werden, stammt aus dem 19. Jahrhundert aus Österreich.

Die systematische Blindenführhundausbildung ist auf den Deutschen Verein für Sanitätshunde zurückzuführen. Die Bevölkerung war von der Idee der Blindenhunde aber nicht so überzeugt. Sie bemängelten, dass die Aufgabenteilung die Unselbständigkeit des Blinden weiter fördern kann.

Trotzdem setzten sich die Blindenhunde in den kommenden Jahrzehnten durch. Während des Ersten Weltkrieges griffen hauptsächlich erblindete Kriegsverletzte auf die vierbeinigen Helfcherchen zurück. Später setzten auch erste Zivilisten Blindenhunde ein.

Zur Lage momentan: Wie viele Blindenhunde gibt es in Deutschland? Rund 1 – 2 % aller Blinden haben einen Blindenhund.

Zwischen den 30er und 50er Jahren wurde das Ausbildungskonzept revolutioniert. Blindenführhunde sollten nun nicht mehr der totalen Kontrolle des Halters unterliegen. Stattdessen sollten sie selbständig handelnde Wesen sein.

Zur gleichen Zeit machten ersten Blindenführhundschulen in den USA und in England auf.

Interessant: Wusstet ihr, dass man einen Blindenhund auf Rezept erhalten kann? Seit 1981 wird er nämlich als lebendiges Hilfsmittel eingestuft.

Welche Hunde können Blindenhunde werde?

Welche Hunde eignen sich als Blindenhunde? Welcher Hund das Potenzial zur Blindenassistenz hat, stellt sich schon als Welpe raus: Blindenführhunde müssen einen Will to please haben, selbstbewusst, freundlich und gelassen sein.

Es kommen also nur Hunde infrage, die keine Aggressionen zeigen und fest in ihrem Wesen sind. Einige dieser positiven Eigenschaften sind angeboren. Andere (wie die Sozialisierung und der souveräne Umgang mit Umgebungsreizen) müssen die zukünftigen Blindenhunde durch einen Trainer erst noch lernen.

Wichtig ist aber auch, dass es keine ersichtlichen Gesundheitsmängel gibt. Vorerkrankte Assistenzhunde werden deshalb „aussortiert“.

Übrigens: Theoretisch kann jeder Hund, der sich zum Führen eignet, ein potenzieller Assistenzhund sein. In der Realität sind die meisten Blindenführhunde aber zumindest mittelgroß.

Die Ausbildung eines Blindenhundes

So läuft die Ausbildung zum Blindenhund ab:

1. Wesenstest

Mit einem Wesenstest wird überprüft, ob der Hund die nötigen Verhaltenseigenschaften hat.

2. Patenfamilie

Die ersten zwölf Monate wächst der Hund in einer Patenfamilie auf. Dort wird er beispielsweise an verschiedene Außenreize, öffentliche Verkehrsmittel, Alltagshektik und Artgenossen herangeführt.

Außerdem wird hier der Grundstein dafür gelegt, dass er selbstbestimmt handeln und lösungsorientiert agieren kann.

Zusätzlich lernt er den Grundgehorsam (wie Sitz, Platz, Fuß), also das Hunde-Einmaleins.

Zum Schutz des Blinden kann die Ausbildung enden, wenn es verhaltensbedingte Gründe gibt. Das können beispielsweise Unsicherheiten und Jagdinstinkte sein.

3. Hundetrainer

In den darauffolgenden sechs bis neun Monaten (etwas mehr als 300 Stunden) leitet ein erfahrener Hundetrainer eine intensive Trainingsphase ein. Dieser bringt dem Hund verschiedene Hörzeichen bei. Zudem gewöhnt sich der Vierbeiner an das Führen mit einem Geschirr. Er lernt auch, wie er die Lebensumwelt sicher durchqueren kann. Dabei gewöhnt er sich an, dass er in Gefahrenlagen (Beispiel: tiefer Abgrund) mit Ungehorsam reagieren muss.

Übrigens: Um so realistisch wie möglich zu trainieren, machen die Hundetrainer während der Übungsstunden die Augen zu.

4. Einschulung

In den folgenden drei Wochen baut der Hund eine Verbindung zum Hundehalter auf. Das Aufeinandertreffen des Blinden mit seinem zukünftigen Hund findet zunächst in einer Hundeschule oder in der Heimat des Hundes statt. Zum Abschluss lernt der Hund aber auch das Zuhause seines Hundehalters kennen.

5. Gespannprüfung

Zu guter Letzt legen Hund und Halter eine Prüfung ab. Das Gespann aus Mensch und Hund muss demonstrieren, dass es seinen Alltag meistern kann. Außerdem müssen Sie unter Beweis stellen, dass der Hund die Hörzeichen – auch im Freilauf – gut beherrscht. Entscheidend ist, dass sich das Gespann ohne Sicherheitsrisiken für Dritte durch den Straßenverkehr bewegt.

Wie lange dauert die Ausbildung von einem Blindenhund? Insgesamt dauert es rund anderthalb Jahre, bis der Blindenhund ausgebildet ist.

Bei bestandener Prüfung besteht sogar die Möglichkeit, dass die Krankenkasse die Kosten trägt.

Wie viel kostet ein Blindenhund? Die Kosten für einen Blindenführhund fangen bei ca. 20.000 Euro an.

Für die Ausbildung zum Blindenhund kommen nur gesunde Hunde in Betracht. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass der Vierbeiner ein hohes Alter erreicht.

Doch: Wie alt wird ein Blindenhund? Blindenhunde erreichen das gleiche Alter, wie jeder andere Mischlings- oder Rassehund.

Aber wie geht es mit Hunden weiter, die ins Seniorenalter kommen?

Was passiert mit alten Blindenhunden? Blindenhunde wechseln ihr Zuhause, wenn sie mit einem Alter von knapp zehn Jahren in Rente gehen.

Das muss ein Blindenhund können

Blindenführhunde können nur an der Ausbildung teilnehmen, wenn sie bestimmten Kriterien erfüllen. Eine der wichtigsten Fähigkeiten: Sie müssen sich auch bei enormer Ablenkung auf ihre Aufgaben konzentrieren können. Trotz fremder Gerüche und lauter Geräusche dürfen sie ihre Nerven nicht verlieren. Das bedeutet also, dass ein guter Blindenführhund belastbar, zuverlässig und intelligent sein muss.

Der Hund lernt in der Ausbildung, wie er seinem Halter an fremden Orten helfen kann.

Doch: Woher weiß der Blindenhund, wo er hin muss? In der letzten Phase seiner Ausbildung lernt der Blindenführhund das Wohnumfeld seines neuen Halters kennen. Außerdem lernt er verschiedene Begriffe, mit denen er sich auch woanders orientieren kann. So gibt der Befehl “Such Zebra” dem Hund zu verstehen, dass er einen Zebrastreifen finden soll. Auf gleiche Weise sucht er beispielsweise nach einer Ampel oder nach einem freien Sitzplatz in der Bahn.

Welche Aufgaben übernimmt ein Blindenhund?

Wer bekommt einen Blindenhund? Sehbehinderte oder blinde Menschen können einen Blindenhund bekommen. Die Voraussetzung dafür ist aber, dass sie eine hohe Trainingsbereitschaft mitbringen und in der Lage zu Vertrauen sind.

Das Zweiergespann zwischen Mensch und Hund ist von Teamarbeit geprägt.

Blindenführhunde müssen die Sehbehinderung ihrer Halter kompensieren. In der Praxis bedeutet das zum Beispiel, dass der Hund Hindernisse (wie Baustellen oder Äste) und Gefahren (wie herannahende Autos) erkennen muss. Außerdem muss er seinen Halter sicher durch den Alltag navigieren. Das heißt auch, dass er auf Kommando verkehrsrelevante Punkte (Beispiel: Zebrastreifen) finden kann.

Der Halter vertraut dem Vierbeiner also regelrecht sein Leben an. Dennoch ist der Alltagsschutz ist lediglich die Hauptfunktion. Zusätzlich fällt dem Blindenhund die Aufgabe des Seelentrösters zu. So werden Depressionen, Ängste und Gefühle von Einsamkeit durch das Beisein eines Blindenhundes reduziert.

Verhaltensregeln für Außenstehende, damit der Blindenhund seine Aufgaben bestmöglich erfüllen kann:

  • Warum darf man Blindenhunde nicht streicheln? Streicheln, füttern und ansprechen lenken den Hund von seiner Arbeit ab.
  • Hundehalter nicht ungefragt anfassen: Berührungen durch Fremde verunsichern sowohl die blinde Person als auch ihren Hund.
  • Direkte Ansprache: Sprecht die betroffene Person direkt an, wenn ihr den Eindruck gewinnt, dass sie Hilfe braucht. Haltet euch an die genauen Absprachen, falls sie sich von euch weiterhelfen lässt.

Übrigens: Blindenführhunde sind an vielen Orten mit Hundeverbot (wie dem Supermarkt) erlaubt.

Welche Rassen sind ideale Blindenhunde?

Grundsätzlich kann jeder Hund zu einem Blindenführhund werden, der die charakterlichen Ansprüche erfüllt. Konkrete Auswahlbeschränken für bestimmte Hunderassen gibt es also nicht. Trotzdem werden die nachfolgenden Rassen bevorzugt ausgewählt:

Golden Retriever
Labrador Retriever
Riesenschnauzer
Pudel
Deutscher Schäferhund
Kreuzungen dieser Hunde, wie die Labradoodle, sind ebenfalls begehrt.

Übrigens: Der Labrador ist aktuell der beliebteste Blindenhund.

Fazit

Blindenführhunde müssen die Funktion der Augen übernehmen. Das bedeutet genau genommen, dass die Gesundheit des Halters in den Pfoten seines Hundes liegt. Dementsprechend findet unter den potenziellen Blindenhunden ein strenges Auswahlverfahren statt. Es gibt aber keine festen Rassevorschriften. Das bedeutet, dass theoretisch selbst ein Chihuahua Blinenführhund werden kann.

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