Die Buntzecke breitet sich aus
Deshalb ist sie für Hunde gefährlichVor wenigen Jahren war die Buntzecke hierzulande noch weitestgehend unbekannt, doch mittlerweile ist sie überall. Weil sie zahlreiche Krankheiten überträgt, ist die Entwicklung für unsere Hunde ein echtes Problem. Wie gut, dass man sie bereits mit wenig Aufwand zuverlässig schützen kann!
Welche Zeckenarten gibt es in Deutschland?
Weltweit gibt es fast 1000 erfasste Zeckenarten, doch nur ca. 20 davon kommen innerhalb unserer Landesgrenzen vor. Insgesamt gibt es drei Familien (Lederzecken, Schildzecken und Nuttalliellidae), die sich in zwölf Gattungen und einige hundert (derzeit bekannte) Arten unterteilen.
Diese Zeckenarten kommen in Deutschland am häufigsten vor:
- Der Gemeine Holzbock – ist in Deutschland die Zecke Nummer eins
- Die Buntzecke (Auwald- und Schafzecke) – breitet sich innerhalb Deutschlands rapide aus
- Die Braune Hundezecke – ist für den Hund eine ernste Gesundheitsgefahr
- Die Igelzecke – sie lauert überwiegend im Unterholz
- Die Reliktzecke – wird für den Hund nur selten zum Gesundheitsproblem
- Die Taubenzecke – befällt nur gelegentlich Mensch oder Hund
Darüber hinaus schleppen Zugvögel immer wieder tropische Zeckenarten ein. Diese haben aufgrund des veränderten Habitats aber kaum eine Überlebenschance.
Weshalb ist die Buntzecke so gefährlich für Hunde?
Die Buntzecke verheißt nicht nur für den Hund Gefahr, sie kann auch für dessen Halter gefährlich sein. Allerdings hält sich der kleine Ektoparasit bevorzugt auf Tieren auf, was die Gefährdungslage für den Menschen wieder relativiert. Der Hund profitiert jedoch nicht davon. Weil die Buntzecke ein Krankheitsüberträger ist, kann für ihn jeder Biss potenziell lebensgefährlich sein.
Welche gefährliche Zeckenarten gibt es noch?
Für den Hund können in Deutschland neben der Buntzecke vor allem diese zwei Zeckenarten gefährlich sein:
- Der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus): Diese europäische Zeckenart kommt unter anderem in Gärten, Wäldern und auf feuchten Naturböden vor.
- Die Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus): Die Braune Hundezecke ist eine fremde Zeckenart. Sie stammt ursprünglich aus der warmen Mittelmeerregion. Im Vergleich zur wetterfesten Buntzecke kommen Begegnungen mit der Braunen Hundezecke hierzulande nur sehr selten vor.
Gefährliche Zeckenkrankheiten
Die Buntzecke, der Gemeine Holzbock und die Braune Hundezecke spielen ganz oben in Liga gefährlicher Zeckenarten mit, so sind etwa 30 % der Gemeinen Holzböcke mit Borreliose infiziert. Doch auch andere Zeckenarten können Krankheiten übertragen und damit gefährlich sein.
Diese klassischen Zeckenkrankheiten gefährden den Hund:
- Borreliose (Symptome: Fieber und Beschwerden am Bewegungsapparat; mit Antibiotikabehandlung werden die meisten Hunde wieder gesund)
- Frühsommer-Meningoenzephalitis (Symptome: Fieber, Krämpfe; die Krankheit endet in vielen Fällen mit dem baldigen Tod)
- Ehrlichiose (Symptome: Nasenbluten, Abgeschlagenheit; der Krankheitsverlauf kann tödlich sein)
- Anaplasmose (Symptome: Muskelbeschwerden, Gewichtsverlust; der Hund kann kurieren, er kann aber auch chronisch erkranken oder an der Krankheit zugrunde gehen)
- Babesiose (Symptome: Fieber, Gewichtsverlust; unbehandelt nimmt die Krankheit einen tödlichen Verlauf)
Auch von diesen selteneren Krankheiten können Hunde betroffen sein:
- Colorado-Zeckenfieber (Symptome: Fieber und Hautirritationen; in der Regel nicht lebensbedrohlich)
- Indische Waldkrankheit (Symptome: u. a. Schmerzen und Blutungen; die Krankheit führt rasch zum Tod)
- Q-Fieber (Symptome: Grippeähnliche Beschwerden; im Normalfall folgt ein harmloser Krankheitsverlauf)
- Rocky-Mountain-Fleckfieber (Symptome: Kopfschmerzen, Übelkeit, Fieber; die Krankheit kann mit einer 5 prozentigen Wahrscheinlichkeit tödlich sein)
- Südafrikanisches Fleckfieber (Symptome: Fieber und Schmerzen; die Behandlung erfolgt durch Antibiotikatherapie)
- Tularämie (Symptome: Grippeähnlicher Verlauf mit Atembeschwerden; trotz ausgeprägter Symptomatik besteht eine beinahe 100 prozentige Überlebenschance)
- Hepatozoonose (Symptome: Blutiger Durchfall, Nasenausfluss; in Folge von Organschäden kann es zu Todesfällen kommen)
Viele der selteneren Zeckenkrankheiten werden erst im Urlaub oder beim Kontakt zu Heimkehrenden aus einem Risikogebiet zur Gefahr. Aufgrund klimatischer Verschiebungen dehnen sich die Lebensräume der Zecken jedoch kontinuierlich aus, sodass der alleinige Schutz im Urlaub schon jetzt nicht mehr reicht.
Die Zeckenkarte von Deutschland zeigt, dass die Buntzecke bereits weit verbreitet ist
Während die Buntzeckenart Dermacentor marginatus schon seit 1975 in unseren Gefilden aufzufinden ist, ist ihre nahe Verwandte, die Dermacentor reticulatus, bei uns noch recht neu. Das Auffinden der zweiten Buntzeckenart regte die wissenschaftliche Erforschung der Ausbreitung an. Bei der Analyse der Fundorte (sogenanntes Zeckenmonitoring) kam heraus: Wir leiden unter einer regelrechten Zeckeninvasion! Die Zecke ist also ein gutes und sichtbares Beispiel für die biologische Invasion, also den natürlichen Standortwechseln von Pflanzen, Pilzen oder Tieren.
Die Lebensraumausdehnung steht im Zusammenhang mit folgenden Faktoren:
- Globalisierung und Einschleppung in das deutsche Bundesgebiet
- Veränderung der klimatischen Bedingungen
- Eine erhöhte Verfügbarkeit von Wild und die damit verbundene Verschleppung durch den Wirt
- Lebensraumverschiebung durch bauliche Eingriffe in die Natur
Das Verbreitungsgebiet der Buntzecke erstreckt sich über das gesamte Bundesgebiet. Während die Populationsdichte in Bayern und der nördlichen Region (Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern) nur sehr gering beziffert werden kann, liegen die Hochburgen im Grenzübergang von Niedersachsen zu Sachsen-Anhalt, Hessen, Baden-Württemberg und Berlin. Die Buntzecke versteckt sich in dichter Vegetation. In Wiesen und Wäldern besteht also ein erhöhtes Zeckenrisiko.
Wie kann ich meinen Hund vor den Buntzecken schützen?
Die Entwicklung der Zecke läuft in drei Stadien ab (Larve, Nymphe, Adult). Alle drei Stadien können für den Hund gefährlich sein, doch ist die Befallswahrscheinlichkeit von Larven und Nymphen vergleichsweise gering, denn sie ziehen kleinere Wirbeltiere wie Hasen und Mäuse den Hunden vor. Demgegenüber suchen ausgewachsene Zecken bevorzugt Hunde auf, um deren Blut zu konsumieren. Der direkte Kontakt mit allen drei Stadien kann gefährlich sein, muss er aber nicht. Die Zeckenprophylaxe ist dennoch sinnvoll, weil sich ein hochwirksamer Zeckenschutz bereits mit einfachen Mitteln realisieren lässt.
Am sichersten geht ihr mit antiparasitären Präparaten gegen eine potenzielle Erregerübertragung vor:
- Borreliose-Impfung: Die Borreliose-Impfung ist ein Borrelioseschutz durch Injektion. Vorteil: Schützt vor einigen Borrelioseerkrankungen und ab der zweiten Impfsaison reicht die Auffrischung einmal im Jahr. Nachteil: Der Hund ist nicht gegen alle Borreliosearten und die anderen Zeckenkrankheiten geschützt.
- Zeckenhalsband: Zeckenhalsbänder setzen Wirkstoffe frei, die für Milben, Flöhe und Zecken tödlich sind. Je nach Produkt hält der Schutz einige Monate an. Vorteil: Einfache Befestigung ohne körperlichen Schmerz und Welpengeeignetheit. Nachteil: Junge Hunde entfernen sich das Halsband häufig beim Spielen. Zeckenhalsbänder für Hunde können für Katzen außerdem giftig sein.
- Spot-on: Beim Spot-on gebt ihr die Flüssigkeit direkt auf die Haut. Je nach Produkt hält es die Zecken präventiv fern oder töten sie beim Beißen ab. Vorteil: Auch bei verspielten Hunden anwendbar. Nachteil: Regelmäßige Auffrischung erforderlich, weil der Schutz nur wenige Wochen hält. Außerdem ist das Produkt in einem gemischten Haushalt mit Katzen ein Problem.
- Tablette: Die Zeckentablette verabreicht ihr eurem Hund oral. Vorteil: Lange Wirkdauer von bis zu 12 Wochen und keine Gefahr bei Katzenkontakt. Nachteil: Die Tablette wirkt nicht präventiv, sondern erst beim Befall.
Ziel der Maßnahme ist ein ganzjähriger Schutz, denn die Buntzecken gefährden die Gesundheit deines Hundes auch bei winterlichen Temperaturen. Während andere Zeckenarten bereits bei sieben Grad erstarren, hält die Buntzecke sogar kurze Frostperioden aus. Chemische Zeckenschutzpräparate entfalten eine besonders hohe Wirksamkeit (präventiv oder abtötend). Die Wirkstoffe sind dabei so gering dosiert, dass sie für den Hund unbedenklich sind. Trotzdem weichen einige Hundehalter lieber auf natürliche Anwendungsmöglichkeiten aus:
- Richtige Ernährung: Hunde mit einem starken Immunsystem stecken Infektionen besser weg. Eine ausgewogene Ernährung kann Zecken zwar nicht bekämpfen, sie hilft deinem Hund aber dabei, eine Zeckenkrankheit gut zu überstehen.
- Biologische Öle: Kokos- oder Schwarzkümmelöl töten die lästigen Parasiten ab. Allerdings haben sie bei falscher Anwendung schädliche Einflüsse auf das Fell und die tierische Haut (Beispiel: Verkleben, Minderung der Atmungsfähigkeit).
Achtung Irrtum! Bei der Zufütterung von Knoblauch ergibt sich das Problem, dass eine erhöhte Konzentration davon für Hunde giftig ist. Außerdem gibt es zahlreiche Anwendungsmethoden (Beispiel: Bernstein), deren Wirkweise aus wissenschaftlicher Perspektive nicht bestätigt werden kann.
Ihr stellt eine Zecke fest – das könnt ihr tun!
Wichtig ist, dass ihr schnell handelt und die Dauer des Blutsaugens reduzierst. Zecken übertragen die Krankheiten nämlich nicht nur über den Speichel, sondern auch über den Kot. Wenn es auf dem Hundekörper gar nicht erst zu Ausscheidungen kommt, vermindert sich also die Ansteckungsgefahr.
Die Zecke mit einem Zeckenhaken entfernen:
- Wähle einen Zeckenhaken der von der Größe am besten zur Zecke passt.
- Der Zeckenhaken sollte sauber sein.
- Schiebe den Zeckenhaken zwischen Körper und Kopf.
- Drehe den Zeckenhaken ca. zweimal herum und/oder ziehe die Zecke mit einer sanften Zugbewegung raus.
- Reinige die Bisswunde mit einer hundeverträglichen Wunddesinfektion.
Arbeite während der Beseitigungsaktion mit möglichst wenig Druck, weil Körperquetschungen den Speichelfluss der Zecke erhöhen. Öle regen die Zecke übrigens auch zum Absetzen von Speichel an, weshalb sie bei akutem Befall nicht sicher verwendet werden können.
Übrigens: Tipps zum Entfernen von Zecken findet ihr im Magazin.
Wenn der Kopf der Zecke in der Wunde stecken bleibt, könnt ihr versuchen, ihn mit einer sterilen Pinzette zu entfernen. Weil sich durch jeden Wundeingriff die Infektionsgefahr erhöht, solltest du im Zweifel aber lieber zum Tierarzt gehen.
War euer Hund bereits von einer Buntzecke befallen? Wie schützt ihr eure Vierbeiner vor den lästigen Parasiten? Berichtet uns von euren Erfahrungen in den Kommentaren!
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