15.08.2021

Soll man Hunde bestrafen?

Positive Verstärkung ist der richtige Weg

Wenn der Hund durch schlechtes Benehmen glänzt, müssen Hundebesitzer ihren Hund bestrafen. Doch ist Gewalt der richtige Weg? Wir zeigen, wie Fehlverhalten des Vierbeiners „hundgerecht“ gerügt werden kann. Denn eine falsche oder gar gewaltvolle Bestrafung kann das unerwünschte Verhalten sogar verstärken. In diesem Artikel lernt ihr, wie Strafen richtig eingesetzt werden.

Wann ihr euren Hund bestrafen solltet

Beißen, Essen stehlen oder permanentes Bellen – die Bandbreite von unerwünschtem Verhalten ist groß. Wichtig ist, dass ihr als Besitzer ein Gefühl für das richtige Timing bekommt, wenn ihr euren Hund bestrafen oder besser gesagt korrigieren müsst. Das ist immer genau dann, wenn der Hund das unerwünschte Verhalten zeigt. Ein nachträgliches Schimpfen hilft nichts. Im Gegenteil, es kann das Vertrauen und die Beziehung zwischen euch nachhaltig schädigen. Denn anders als ein Mensch versteht der Hund nicht, warum er bestraft wird, wenn die Rüge zu spät erfolgt. Wenn euer Hund zum Beispiel nicht oder verspätet auf euren Rückruf reagiert, ist es verständlich, dass ihr verärgert seid. Wird der Hund bestraft, wenn er dann (endlich) bei euch ist, kann er das falsch deuten. Im schlimmsten Fall wird er gar nicht mehr auf euer Rufen reagieren, da er Angst vor einer Bestrafung hat.

Wie ihr eure Hunde richtig bestrafen bzw. korrigieren könnt

Die meisten Hundebesitzer setzen bei der Erziehung auf positive Verstärkung von gutem Verhalten. Doch zum Lob gehört Tadel dazu, denn die wenigsten Hunde verhalten sich immer vorbildlich. Lange Schimpftiraden bringen wenig, denn euer Hund versteht nicht, was ihr von ihm wollt. Ein klares, deutlich gesprochenes „Aus“, „Nein“ oder „Pfui“ bringt da viel mehr. Um den Hund mit Worten zu bestrafen, müsst ihr nicht schreien oder aggressiv sprechen. Klare Worte, die mit einem gewissen Maß an Strenge ausgesprochen sind, helfen dem Hund zu verstehen, was ihr meint. Sobald der Hund mit dem ungewollten Verhalten aufgehört hat, sprecht ihr normal zu ihm. Im besten Fall bietet ihr ihm eine Alternative an und lobt dann das gewünschte Verhalten. Wenn euer Hund zum Beispiel auf eurem Schuh herumkaut und nach eurem Tadel aufhört, bietet ihm ein Kauspielzeug als sinnvolle Alternative an.

Den Hund bestrafen, wenn er wegläuft?

Am sinnvollsten ist es, wenn ihr eurem Hund von Anfang an beibringt, dass es ganz großartig für ihn ist, wenn er auf jeden Zuruf von euch reagiert. Dafür trainiert ihr eurer Rückrufkommando erst in den eigenen vier Wänden und belohnt euren Hund stets dafür. Besonders in der Anfangszeit, aber auch danach, solltet ihr es vermeiden, euren Hund ständig zu rufen und dann nicht zu loben. Dabei ist zu sagen, dass auch eine Streicheleinheit durchaus als Lob funktioniert. Wenn er doch einmal ausbüxt und nicht auf euren Rückruf reagiert, dann bestraft euren Hund keinesfalls, wenn dieser später zu euch zurückkommt. Dies kann, wie anfangs erwähnt, genau das Gegenteil von dem auslösen, was ihr euch wünscht. Wenn euer Hund also immer wieder wegläuft, wenn ihr ihn ruft, bleibt nur eins übrig: trainieren, trainieren, trainieren. Leint euren Hund an, bis er zuverlässig zu euch kommt, wenn ihr ihn ruft. Eine Schleppleine kann dabei helfen, einen Hund, der zum Weglaufen neigt, mehr Bewegungsfreiheit zu gönnen.

Den Hund mit Wasser bestrafen

Ein immer wieder gern propagiertes Mittel, um Hunde zu bestrafen, ist der Einsatz von Wasser. Es gibt zum Beispiel Halsbänder, die einen Wasserstrahl loslassen, sobald der Hund bellt. So soll der Hund lernen, nicht mehr zu bellen. Leider klappt das in den seltensten Fällen und der Hund bekommt zwar Angst vor dem Halsband, hört aber nicht auf zu kläffen. Jedoch kann ein gezielter Wasserstrahl helfen, gewisse unerwünschte Verhaltensmuster zu unterbinden. Dieses Training sollte aber stets von einem erfahrenen Hundetrainer begleitet und demonstriert werden. Andernfalls kann es dazu führen, dass euer Hund ängstlich wird und noch mehr ungewolltes Verhalten an den Tag legt.

Stromhalsband als Hunde Strafe einsetzen

Eins vorweg: Das Bestrafen von Hunden mithilfe eines sogenannten elektrischen Erziehungshalsbands, das dem Hund einen Stromschlag verpasst, ist in Deutschland verboten. Aus gutem Grund, denn der Hund erleidet dabei große Schmerzen. Egal ob es als „unsichtbarer Zaun“ oder für die Jagdhundausbildung genutzt werden soll, der Hund lernt dabei nichts. Ein Hund, dem ein Stromhalsband umgelegt wird und einen elektrischen Strafimpuls bekommt, versteht nicht, was passiert. Was passieren kann, ist, dass es ihn nachhaltig verängstigt und unsicher macht. Das hat zur Folge, dass der Hund eventuell noch mehr unerwünschte Verhaltensmuster wie Beißen oder Weglaufen entwickelt. Ein Stromhalsband in der Hundeerziehung ist also nicht nur verboten, sondern darüber hinaus völlig sinnlos.

Den Hund bestrafen, wenn er euer Essen stiehlt

Wie beim Weglaufen gilt auch hier: Vorsorge ist besser als eine Bestrafung zum falschen Zeitpunkt. Bringt eurem Hund bereits im Welpenalter bei, dass das Essen auf dem Esstisch euch gehört. Das gelingt am einfachsten, wenn ihr euren Hund niemals vom Tisch füttert. Auch versehentlich heruntergefallenes Essen sollte der Hund nicht fressen dürfen. Bleibt ein ungewürztes Stück Fleisch übrig, könnt ihr es trotzdem mit eurem Hund teilen. Verfüttert das Essen aber immer im Napf und nicht vom Tisch. So lernt euer Hund, dass er nur das Essen fressen soll, was in seiner Futterschale landet. Habt ihr einen älteren Hund bei euch aufgenommen, der euch immer wieder Essen klaut, bleibt nur eins: Alles wegräumen, bevor ihr den Raum verlasst. Sitzt ihr am Tisch und euer Hund probiert etwas von eurem Essen zu ergattern, sollte ihr ihm sofort mit einem klaren „Nein“, „Aus“ oder „Pfui“ verständlich machen, dass das ein ungewolltes Verhalten ist. Auch hier bringt ein Bestrafen, nachdem ihr den leergeputzten Teller entdeckt, nichts, außer dass euer Hund verängstigt ist und nicht versteht was er falsch gemacht hat. Auch wenn es manchmal den Anschein macht, dass ein Hund „genau weiß“, was er getan hat. Das ist antrainiertes Verhalten. Denkt immer daran, der Hund ist ein Rudeltier und möchte euch gefallen. Er tut nichts, um euch extra zu verärgern.

Den Hund durch Futterentzug bestrafen

Einige Besitzer bestrafen ihren Hund, besonders dann, wenn er ihr Essen stibitzt hat, mit Futterentzug. Diese Methode ist wenig hilfreich, denn der Hund kann keine Verbindung zwischen seinem leeren Napf und eurem leeren Teller herstellen. Auch dann nicht, wenn ihr ihm den Teller oder die leere Wurstpackung zeigt und dann auf den Napf deutet. Den Hund hungern zu lassen, damit er versteht, was er falsch gemacht hat, ist also keine gute Lösung.

Welpen bestrafen – so gelingt die Hundeerziehung von Anfang an

Beim Welpen gilt, genau wie bei einem ausgewachsenen Hund, positive Verstärkung bringt mehr als falsch eingesetzte Strafen. Wenn euer Welpe beim Spielen in die Hände beißt oder an euch hochspringt, dann unterbrecht ihr das Spiel umgehend. Das ist für den Welpen eine unmissverständliche Bestrafung. Da er mit euch interagieren möchte, wird er schnell lernen, diese ungewollten Verhaltensmuster abzulegen. Benimmt sich euer Welpe in Gegenwart anderer Hunde unangemessen, werden diese ihn in der Regel tadeln. Falls nicht, solltet ihr ihn kurz aus der Gruppe herausnehmen. Wenige Sekunden oder ein bis zwei Minuten reichen hierbei in der Regel aus. Damit euer Welpe von Anfang an, und ihr auch, lernt, welche Regeln es gibt, ist der Besuch einer Hundeschule sinnvoll.

Hund bestrafen – das solltet ihr unbedingt vermeiden

Um eine Beziehung zu eurem Hund aufzubauen, die von Vertrauen und Gehorsam geprägt ist, braucht es regelmäßiges Training. Leider ist immer wieder zu beobachten, dass Hundebesitzer ihren Hund mit Mitteln bestrafen, die der Beziehung zwischen Hund und Halter nachhaltig schaden oder gar verboten sind. Zu diesen Mitteln gehören:

  • Schläge oder Tritte
  • Würgehalsbänder
  • Stromhalsbänder
  • Stachelhalsbänder
  • Schreien oder Schimpftiraden
  • Futterentzug
  • Gegenstände nach dem Hund werfen
  • den Hund auf den Boden drücken oder auf den Rücken legen
  • plötzliches an der Leine ziehen, der sogenannte „Leinenruck“

Den Hund bestrafen – so ist es artgerecht

Wie anfangs erwähnt, gibt es einige Verhaltensweisen, die gerügt werden müssen. Um einen Hund zu bestrafen, können folgende Dinge angewandt werden:

  • ein klares und deutlich gesprochenes „Aus-Wort“
  • wieder Wegstecken eines Leckerlies, wenn der Hund nicht auf das Kommando reagiert
  • kurze Trennung vom Hunderudel (nie mehr als zwei Minuten)
  • Spielabbruch, wenn der Welpe zu wild wird

Den Hund „richtig“ bestrafen

Einen Hund zu erziehen ist, je nach Rasse, manchmal keine leichte Aufgabe. Es gibt Hunde, die sofort reagieren und den angeborenen Willen haben, ihren Besitzern zu gefallen. Und es gibt Hunde, die einen Dickschädel haben und gerne „ihr eigenes Ding machen“. Durch positive Bestärkung lernt euer Hund schneller und nachhaltiger als durch Strafen. Müsst ihr euren Hund bestrafen, dann wendet einen der oben genannten Tipps an. Denkt daran: Auch wenn ihr verärgert seid, euer Hund tut nichts, um euch extra zu ärgern.

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